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Historisches Luftbild von Hagnau

Historisches

Am nördlichen Ufer des Bodensees, der Sonnenseite, liegt eingebettet in Weinberge und Obstplantagen das Winzer- und Fischerdorf Hagnau. Zahlreiche Wappen, an Häusern angebracht und bewahrt, sowie Amtshäuser der Klöster Weingarten, Salem, Schussenried und Irsee und ebenso dem Hochstift Konstanz erzählen viel von der wechselhaften Geschichte und verleihen dem Dorf ein eigenes Gesicht.

Funde aus der mittleren Steinzeit wie der Bronzezeit, die man auf der „Burg“, einer Untiefe im See unweit des Ufers vor dem Unterdorf entdeckte, lassen erkennen, dass auch der Raum um Hagnau bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt war. Reste eines Pfahlbaudorfes sind noch heute zu sehen. Wertvolle Fundstücke der Hagnauer Frühgeschichte sind im Hagnauer Museum ausgestellt. Wohl durch Klimawechsel hervorgerufenes Ansteigen des Sees zwang dann die Bewohner des Pfahldorfes, sich zu Beginn der Eisenzeit zum Fischen, Jagen und Sammeln auf das flache Ufer zurückzuziehen, den Fluchtweg auf den See jedoch immer im Auge.

Fortsetzen lässt sich die Geschichte Hagnaus erst wieder im Jahre 15 vor Christus als die Römer das Bodenseegebiet eroberten und Hagnau mit in das Straßennetz von Bregenz bis nach Ludwigshafen integrierten. Die Römer pflanzten die ersten Weinreben am See und legten so den Grundstein für den heutigen Weinbau in Hagnau.

Um 400 n. Chr. wurden die Römer im Zuge der Völkerwanderung von den Alemannen verdrängt, die im Gebiet zwischen Donau und Bodensee Siedlungen gründeten und sie nach ihren Sippenältesten benannten. So schickte um die Wende zum 7. Jahrhundert der Alemannenherzog Gunzo von seinem Sitz in Iburinga (Überlingen) einen seiner Leute mit Namen Hago aus, die zerstreut liegenden Häuser am See zu Siedlungen zusammenzufassen. Der Name Hagnau geht vermutlich auf diesen Hago zurück. Das Wort „Au“ lässt sich gleichsetzen mit „von Wasser bespültes Land“. Nach kriegerischen Auseinandersetzungen bis ins 8. Jahrhundert bemächtigten sich die Franken des Bodenseegebiets. Meersburg diente ihnen damals hauptsächlich als Verwaltungs- und Überwachungsstation. Eine Vorburg dieser Befestigung soll in Hagnau im Bereich der Kirche gestanden haben. Steinquader aus dem 12. Jahrhundert sind noch heute am Salmannsweiler Hof zu sehen. Sie bildeten das Untergeschoß, deren Grundmauern bis zur Kirche reichten. Diese Turmburg könnte aber auch zum Besitz des Ortsadels gehört haben, die vermutlich im heutigen Gewann „Burgstall“ einen befestigten Hof errichtet haben. Um 1010 n.Chr. wird Hagnau erstmals erwähnt, als Graf Welf II. und seine Gattin Irmentrud dem Kloster Weingarten bei Ravensburg Landbesitz in „Hageno“ schenken, eine genaue Jahreszahl kann bei dieser Schenkung jedoch nicht nachgewiesen werden. Die erste urkundliche Erwähnung fällt auf das Jahr 1152. Ein Henricus de Haginovo wird in einer thurgauischen Urkunde als Grundherr aus dem Ortsadel von Hagnau genannt. Später genannt werden im „Salemer Codex“ ein Ulricus de Hagunowe anno 1235, ein Rudolfus de Hagunowe 1283 und ferner Jakob und Ursula von Hagnowe anno 1425.

1348 wird die Pfarrei Hagnau der Konstanzer Kirche einverleibt. 1356 erhält Hagnau die niedrige Gerichtsbarkeit zuerkannt. Man konnte nun Übeltäter gefangen halten und auch gegebenenfalls in einem von Seewasser durchfluteten Gefängnis „malträtieren“. 1285 erwarb das Zisterzienser-Kloster Salmannsweiler vom damaligen Bischof von Konstanz den „Münchhof zu Hagnau“, eines der größten Vogtgüter des Konstanzer Hochstifts.

Lange Zeit gehörte das Dorf Hagnau den Herren von Ellerbach, den letzten Erben der Schenken von Ittendorf. Im Jahr 1432 verkauft der Ritter Burkhard von Ellerbach den Ort Hagnau als eigene Vogtei an das Kloster Weingarten.

Vier Jahre später wird er mit Ausnahme des „Münchhofes“ an die freie Reichsstadt Überlingen verkauft, die 2 Jahre zuvor bereits die Herrschaft Ittendorf erworben hatte. Mit den fruchtbaren Feldern und den großen Wäldern war die Vogtei Ittendorf das Kleinod der vielen Überlinger Besitzungen, doch Hagnau mit seinem umfangreichen Weingelände „der vornemste Fleckh“. Über 200 Jahre teilte Hagnau mit seiner neuen Herrin Reichtum und Wohlstand. Der Schweizerkrieg 1499, die Wirren im Gefolge der Reformation und der Bauernkrieg, der 1525 hereinbrach, zehrten zwar an der Kraft der Reichsstadt, hinterließen jedoch keine allzu großen Verluste. In das 16. Jahrhundert fällt auch ein besonderes Ereignis für Hagnau. Am 22. Januar 1573 überfror der See und in einer ersten Eisprozession gelangten die Hagnauer an das andere Ufer nach Monasterlingen (Münsterlingen). Die beiden Gemeinden und das Benediktinerinnen-Kloster Münsterlingen vereinbarten damals, stets, wenn es die Tragfähigkeit des Eises erlaube, eine Dankprozession über den See zu veranstalten. 1684 gelangte die Büste nach Münsterlingen und 1830 wieder nach Hagnau. 1963 wurde sie abermals in einer großen Prozession nach Münsterlingen gebracht.

Als die Wogen des Dreißigjährigen Krieges 1632 an den Bodensee brandeten, begann die Heimsuchung auch für die Städte, Klöster und Dörfer. Die Schweden fielen laut Überlieferung trotz Wall und Graben zweimal in das Dorf ein und brandschatzten und plünderten rücksichtslos. Vor den 1631 gezählten 600 Einwohnern waren durch Pest, Feind und Hunger im Jahre 1634 nur noch 150 übrig. 1649 verließen die Schweden das Bodenseegebiet und hinterließen verbrannte Dörfer, verwüstete Äcker und Weinberge.

Durch Reparationen verschuldet, war die freie Reichsstadt Überlingen gezwungen, 1650 die Vogtei Ittendorf mit Hagnau an die Benediktiner-Abtei Einsiedeln zu verkaufen. 43 Jahre später geriet die Abtei nun ihrerseits in Not und Hagnau, Ittendorf und Frenkenbach wurden an das Benediktinerkloster Weingarten veräußert. Unter dessen Herrschaft erlebte Hagnau in den nächsten 110 Jahren einen großen Aufschwung. So wurde unter dem baufreudigen Abt Sebastian Hyller von 1700-1714 die Weingart´sche Hofmeisterei, im Volksmund „Hof“ genannt, jenen stattlichen, lang gestreckten spätbarocken Bau, dem heutigen Bürger- und Gästehaus mit Rathaus, Vereinsräumen und dem Hagnauer Museum, erbaut.

Mit den französischen Revolutionskriegen und dem damit verbundenen Durchzug französischer Truppen begann das Leid von neuem. Der Hagnauer Maler Reinhard Sebastian Zimmermann schreibt in den „Erinnerungen eines alten Malers“ über diese harte und grausame Zeit für die Hagnauer Bürger und dokumentiert gleichzeitig das Leben der Dorfbewohner im 19. Jahrhundert. An ihn erinnern eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus und das am See gelegene „Malerhäusle“ sowie eine Dauerausstellung im Hagnauer Museum.

Durch den Reichsdeputationshauptschluss wurde im Jahre 1803 das Reichsstift Weingarten aufgehoben und Hagnau gelangte in den Besitz des großherzoglichen Hauses Nassau-Oranien-Dillenburg. Weil der neue Fürst Wilhelm sich aber im Krieg 1806 als Verwandter dem König von Preußen angeschlossen hatte, wurde auf Befehl Napoleons die Herrschaft Hagnau dem Haus Oranien genommen und dem neuernannten Großherzog Karl Friedrich von Baden zugesprochen. Das Wappen der Gemeinde Hagnau mit dem oranischen Löwen im Schild und die Amtskette zeugen jedoch noch bis 1963 von dieser 3-jährigen Herrschaft. Erst dann erhielt mit Erlass des Innenministeriums Hagnau ein neues Gemeindesiegel mit Abtsstab und Traube, die auf die ehemaligen Herrschaftsrechte geistlicher Hoheiten und auf die Weinbaugemeinde hinweisen.

Als Zeugen der Geschichte zu bewundern sind heute im Dorfkern Hagnaus noch verschiedene Häuser. Das ehemalige Amtshaus des Klosters Irrsee und das Zehnthaus des Hochstiftes Konstanz in der Seestraße, das der Altvogt Ainser nach der Säkularisation erworben hatte. Die Weingarten´sche Hofmeisterei, der Salmannsweiler Hof neben der im 18. Jahrhundert zur barocken Hallenkirche umgebauten Katholischen Pfarrkirche mit ihrem markanten, schönen Kirchturm.

Der „Löwen“, der ehemaligen Amtssitz der Freien Reichsstadt Überlingen, bestimmt als prächtiges Gebäude das Ortszentrum und der Schussenrieder Hof, ehemals von den Prämonstratensern als Pflegehof genutzt, sticht als dominantes Gebäude an der Hauptstraße ins Auge.

In der Zeit von 1869 bis 1884 war Pfarrer und Volksschriftsteller Dr. Heinrich Hansjakob Pfarrherr in Hagnau und wurde durch sein Wirken zur bedeutenden Person für die Hagnauer. Insbesondere in seinem Buch „Schneeballen vom Bodensee“ beschreibt er eindrücklich das Leben und die Eigenart der Hagnauer Bürger. Pfarrer Hansjakob war nicht nur Seelsorger, er kümmerte sich auch in hohem Maße um das wirtschaftliche Wohlergehen des Ortes sozusagen als „Leibsorger“. Das Wirken Hansjakobs ist mit all seinen Facetten im Hagnauer Museum zu erleben. Nachdem bereits seit 1824 Passagierdampfschiffe auf dem Bodensee fuhren, sorgte Pfarrer Hansjakob 1874 für den Bau eines breiten Landungssteges, damit auch hier die Dampfschiffe anlegen konnten. Vor allem aber gründete er am 20. Oktober 1881 in Hagnau die erste badische Winzergenossenschaft aus dem Entschluss heraus, die Armut der Winzerfamilien zu mindern und dem Feilschen der Weinkäufer durch angemessene Weinpreise ein Ende zu setzen. 91 Mitglieder wählten Pfarrer Heinrich Hansjakob zum Vorstand, den er bis 1889 innehatte, auch als er bereits nach Freiburg umgesiedelt war. Hagnau verdankt dem großen schweren Pfarrherrn mit dem Heckerhut viel.

Manches änderte sich ab der Mitte des 19. Jahrhunderts im Dorf. 1847 erwarb die Gemeindeverwaltung die ehemalige Weingarten´sche Hofmeisterei und gab das alte Rathaus in der Dr. Zimmermannstraße auf. Auch die Schule und der Winzerverein wurden in diese Gebäude integriert, befinden sich aber seit der Jahrtausendwende in Neubauten. Im gleichen Jahr wurde der Friedhof wegen Platzmangels von der Kirche weg auf den „Buchenbüchel“ verlegt und dort eine kleine Kapelle errichtet, die im Jahre 1992 wieder von Grund auf restauriert wurde. Inzwischen ziert den Friedhof dank Hagnaus Ehrenbürgerin Emilie Ehrlinspiel eine Aussegnungshalle, die im Sommer 1990 eingeweiht werden konnte.

Mit der Proklamation zum Deutschen Kaiserreich im Jahr 1871 änderte sich auch im nunmehrigen Gliedstaat Baden viel. Die Menschen am Bodensee wurden nun Reichsbürger. Eine lange Zeit des Friedens folgte und brachte wirtschaftlichen Aufschwung mit sich, der sich auch auf das kleine Hagnau auswirkte. Dem wurde mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges ein jähes Ende bereitet. 41 Hagnauer Männer kehrten aus dem anfangs so bejubelten Krieg nicht mehr zurück, die Hagnauer Bevölkerung zählte damals noch 680 Bürger. Im August 1921 brannte der alte Gasthof „Adler“ mit allen Nebengebäuden ab, wobei fünf Einwohner ihr Leben verloren.

Die Zeit des Nationalsozialismus ging natürlich auch an Hagnau nicht spurlos vorbei. Obwohl der Ort klein und damals abgelegen war, bestimmten die Nationalsozialisten und die Gleichschaltung der Gesellschaft die Jahre ab 1933. Die Einwohner hatten zwar wieder ausreichend Verdienst und Einkommen, da in dieser Zeit vor allem die Bauern und Winzer gefördert und gestützt wurden. Dennoch brachte der Krieg mit seinen schrecklichen Folgen auch über Hagnau herein. Durch den 2. Weltkrieg musste die Gemeinde 47 Gefallene beklagen, doch wies der Ort durch die Überbelegung mit Flüchtlingen 1.600 Menschen auf. Durch die französische Besatzung Hagnaus endete im April 1945 der Krieg am Ort.

Wie stand es um Hagnau in der Nachkriegszeit?

Der im Mai 1945 gewählten Gemeindeverwaltung brachten diese Jahre schwere und undankbare Aufgaben. In zäher Arbeit und erfreulichem Zusammenhalt kam wieder Ordnung in das Gemeinwesen und in die Wirtschaft. Ein ganzes Gewann, die „Bitze“, wurde bebaut, die Gemeinde erstellte in den 50er Jahren den „Hagnauer Hof“ als Bürgerhaus und das schöne Gelände zwischen Meersburger Straße und Höhenweg bis zur westlichen Gemarkungsgrenze am Mühlbach entwickelte sich als Wohngebiet, in dessen Mitte die Evangelische Kirche mit ihren kunstvollen Glasarbeiten des Künstlers Diether F. Domes ihren Platz gefunden hat.

Am 1. Januar 1973 wurde der Bodenseekreis mit Sitz des Landratsamtes in Friedrichshafen im Zug der Kreisreform aus dem früheren badischen Landkreis Überlingen und dem ehemaligen württembergischen Landkreis Tettnang neu gebildet. Seitdem unterhält Hagnau eine Verwaltungsgemeinschaft mit der Stadt Meersburg, der sich noch die Orte Stetten und Daisendorf anschlossen. Dadurch blieb die Gemeinde politisch selbständig.

Die Versorgung mit Dienstleistungen und die Deckung des Grundbedarfs werden auf diesem Wege gewährleistet. Auch in den Bereichen des Gesundheits- und Schulwesens bestehen Verflechtungen mit Meersburg. In Hagnau selbst gibt es eine Grundschule. Durch den Tourismus, der Hagnau schon früh erreicht hat, wandelte sich die Struktur der Gemeinde in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich. Inzwischen leben in Hagnau etwas 60 % der Bevölkerung direkt oder indirekt vom Tourismus, insbesondere die zahlreichen Landwirte. Dadurch bilden Tourismus und Landwirtschaft eine gesunde Basis für authentische Urlaubserlebnisse. Landwirtschaftliche Erwerbsbetriebe (vor allem Obst-, Weinbau), einige Gewerbe- und Handelsbetriebe sowie die seit alters her betriebene Fischerei vervollständigen die derzeitige Struktur der Gemeinde Hagnau.

Die Erhaltung des dörflichen Charakters genießt erste Priorität. So wurden landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe ausgesiedelt und die alten Hofstellen weitgehend ortstypisch wiederhergestellt. Die gut erhaltene historische Bausubstanz, insbesondere die spätgotische Kirche mit wertvollen Schnitzfiguren aus dem 15. Jahrhundert, bescheren dem Dorf eine liebenswerte Beschaulichkeit.

Die Gemeinde Hagnau gehört heute zu einer der fortschrittlichsten im Bodenseekreis. Dies verdankt sie dem Aufbau ihrer Infrastruktur mit der Anlage von neuen Reb- und Obstkulturen mit Wirtschaftswegen und vor allem dem Ausbau einer langen Uferpromenade nebst kostenloser Badestelle, Tennisplätzen und Minigolfanlagen, sowie einer herrlichen Parkanlage am Ufer. Darüber hinaus bieten zwei kleine Fischer- und Yachthäfen und ein Bojenfeld gute Wassersportmöglichkeiten. In den Grünanlagen wurde eine alte Weinpresse aus dem 19. Jahrhundert überdacht wieder aufgestellt, eine Attraktion, die auch den Besuchern ein Bild vermittelt, wie in früheren Zeiten Trauben gepresst wurden.

In den letzten Jahren wurden vor allem historische Bausubstanz saniert, Plätze und Wege neu angelegt. Besonders wichtig und gelungen ist die Anlage eines kleinen Gewerbegebietes im Oberdorf, das die Infrastruktur Hagnaus ganz wesentlich bereichert. All diese Bemühungen wurden zuletzt mehrfach mit der Verleihung einer Silbermedaille im Landeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ ausgezeichnet.

Bildergalerie

Historische Bilder. Impressionen von Hagnau, wie es früher einmal war.

Historisches Bild der Dr.-Fritz-Zimemrmann-Straße
Historisches Bild des Rathauses
Historisches Bild des Westhafens
Historisches Bild des Seegartens
Historisches Bild des Hagnauer Strandbads in den 30er Jahren
Historisches Bild des ehemaligen Hotel Adler vom See her
Historisches Bild des ehemaligen Hotel Adler aus 1957
Historisches Bild des Bissier-Hauses
Historische Luftaufnahme auf die Schiffsanlegestelle
Historische Luftaufnahme von Hagnau aus 1921
Historisches Bild des Pfarrheims
Historisches Bild der katholischen Kirche
Historisches Bild des Löwen aus 1920
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